Sonntag, 23. November 2008

"Verschneit liegt rings die ganze Welt..."

Meterhoher Schnee, eisiger Wind, bitterer Eisregen und komplette Dunkelheit – so in der Art hatte ich mir den Winter in Norwegen vorgestellt. Oder zumindest wurde er mir so prophezeit.

Eisglatte Straßen, hohe dreckige Schneehaufen und in schützenden Klamotten eingepackte Fußgänger, die sich durch ekelige Kälte quälen. Ein Bild, das einem von den Titelseiten der Zeitungen entgegengrinst. Es ist tatsächlich Winter – aber in Deutschland! „Viele Deutsche werden an diesem Wochenende die Trostlosigkeit des beginnenden Winters empfinden“, schreibt die Süddeutsche Zeitung am Samstag auf Seite eins. Folgenschwer wird dokumentiert: „Am Freitag kündigte sich die vierte Jahreszeit mit kalten Temperaturen und viel Wind an“.

Und in Oslo? Lacht die Sonne. Und ich gleich mit. Da stand ich heute am Kiosk und strahlender Sonnenschein blendet mich, so dass ich erst auf den zweiten Blick erkenne, was da in Deutschland los ist: Es ist grau. Es ist kalt. Es ist nass. Es ist kaum zu glauben, eigentlich. Muss aber schon einigermaßen heftig sein, wenn die SZ sogar ein düsteres Gedicht von Eichendorff bemüht um die Witterungsverhältnisse zu beschreiben. „Verschneit liegt rings die ganze Welt, / Ich hab nichts, was mich freuet.“

Selten zuvor hat sich die Investition von 26 Kronen in eine deutsche Zeitung (das sind 3 Euro!) so sehr gelohnt wie heute. Ich werde sie mir gut aufheben, diese SZ. Und jeden Tag setze ich mich ab sofort auf die Bank vor meinem Gebäude im Wohnheim hier und lese ein bisschen darin. Jetzt brauche ich nur noch eine schicke Sonnenbrille. Schade, dass heute Sonntag ist.

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