Donnerstag, 27. November 2008

Männer, allein im Wald

Der Norweger an sich ist gern allein. Dann nimmt er sich seinen Krimi, ein bisschen an Vorräten und macht sich auf den Weg zu seiner Hütte im Wald. Da ist er dann, nur mit sich, seinem Krimi und seinen Vorräten. Wie ich in diversen Norwegen-Büchern erfahren konnte, ist dies der Natur-Zustand der Norweger. Der Mensch in der Natur, das friluftsliv. So fühlen sie sich wohl. Einfach für sich sein, allein im Wald. Erfüllung in der Abgeschiedenheit.

Nun kann nicht jeder gut für sich sein. Aber auch nicht jeder gut mit anderen. Vor allem nicht 24 Stunden und nicht tief im Wald - zu groß ist die Gefahr sich auf die Nerven zu gehen. Na ja und wenn man das doch kann, dann nennt sich das wahrscheinlich Freundschaft.

In diesem Bewusstsein machten Forell (auch bekannt unter Sebastian Forell) und ich uns auf um das friluftsliv gemeinsam zu erleben und die Hütte, die ich von meinem Geburtstag kannte, noch einmal gemeinsam zu besuchen.

Bereits in den letzten Blogeinträgen habe ich euch versucht zu zeigen, wie überrascht ich hier von dem relativ milden Winterwetter bin – und auch diesmal war es wieder mal unschlagbar. Keine Spur von Schneestürmen oder Eisregen. Stattdessen meistens Sonnenschein, nur ein paar Wolken und ein bisschen Schnee – quasi eine Einladung zum Wandern. Manchmal versuche ich mir dann vorzustellen, wie andere die Stadt Oslo und die Natur rund herum wahrnehmen. Mir selbst fallen die Besonderheiten längst nicht mehr auf, ich bin einfach schon zu lange hier. Der November ist ja mein absoluter Besuchermonat und die Begeisterung aller Besucher nehme ich immer wieder freudig zur Kenntnis.

Aber zurück zum Wald. Was machen zwei Freunde, die sich nur ein paar Mal im Jahr sehen können und dafür Distanzen wie von Paris nach Oslo zurücklegen? Sie reden. Über so viel und so lange, dass ganze Wanderungen verstreichen und man sich eigentlich nicht an den Weg erinnert sondern nur an das Thema. Sie reden so viel, dass man meinen könnte, sie versuchten in diesen fünf Treffen jährlich das ganze Jahr nachzuholen. Hört sich jetzt anstrengend an, aber das geht. Auch ganz ohne Anstrengung. Wenn die Natur des Norwegers die Natürlichkeit ist, die er am liebsten mit sich selbst genießt, so ist unser Naturzustand eher der gesprächige.

Der deutsche Student ist ganz gern zu zweit. Dann nimmt er sich einen Kumpel, ein bisschen an Vorräten und macht sich gemeinsam auf den Weg zu einer Hütte im Wald. Da ist er dann, nur mit seinem besten Freund und seinen Vorräten. Einen Krimi braucht er nicht. Dafür ist nun wirklich keine Zeit.

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