Sonntag, 30. November 2008

20 Wochen Oslo

Mit der Poesie ist's heute wieder vorbei, dafür gibt es mal Fakten: Heute vor exakt 140 Tagen, am 13. Juli, bin ich nach Oslo gekommen. An diesem Sonntag bin ich also 20 Wochen oder circa 5 Monate hier. Zurück schauen lohnt aber kaum, denn in die andere Richtung wird es langsam knapp: Mir bleiben nur noch 3 Wochen Restzeit und dann, tja dann, ist mein Auslandssemester schon wieder vorbei.
Aber keine Zeit für Sentimentalitäten, denn es steht wie immer viel an. Am 18. Dezember muss ich meine zweite Hausarbeit abgeben (für die letzte gab es unglaublicherweise ein "A"), 20 Seiten auf englisch aus dem Themengebiet "media and globalisation". Ich versuche etwas über die WM 2006 in Deutschland als globalisiertes Medienevent zu machen. Die Zeit bis zum 18.12 ist insofern knapp, da ich ja noch zum Nordkap will. Und das wird auch klappen! Mehr Infos dazu in den kommenden Tagen.
Passend zur Situation mit der Hausarbeit bringt Der Spiegel diese Woche die Titelgeschichte "Wege aus dem Stress". Schon lustig. Hab ich mir auch direkt mal gekauft, Neuigkeiten gibt es aber nur auf der Wissenschaftsebene (Dauerstress verändert das Gehirn - Schäden sind aber reversibel). Für den Alltag werden Meditation oder Yoga-Kurse empfohlen. Ich empfehle eine andere Methode: Den Stress positiv sehen (letzte Hausarbeit, danach scheinfrei) und danach Urlaub machen oder reisen. Wirkt wahre Wunder!
Und noch eine Neuigkeit: Heute wurde der Abschlussbericht des Forschungsprojektes veröffentlicht, bei dem ich in Münster mitgearbeitet habe. 6 Monate lang habe ich an die 1000 Wissenschaftsartikel über Nanotechnologie gelesen, bearbeitet und codiert. Und im Bericht? Finde ich natürlich keine Erwähnung. Für deutsche Verhältnisse nicht sehr ungewöhnlich. Zum Vergleich: 8 Wochen habe ich für Knut (ja, richtig, der Chef des internationalen Forschunsgprojektes in Oslo) gearbeitet, habe gelesen, übersetzt, zusammengefasst, geschrieben, mich gefreut, dass ich ihm helfen durfte und dass ich so mein Auslandssemester finanzieren konnte. Und am Ende bedankt ER sich bei MIR für meine Hilfe (im Grunde müsste es umgekehrt sein). In dem Kapitel seines Buches, an dem ich maßgeblich mitgewirkt habe, schreibt Knut als Fußnote: "I am grateful to Andreas Thieme for research assistance into the German texts." In Norwegen herrscht eben ein ganz anderer Umgang miteinander. Vielleicht ist das eine wesentliche Erkenntnis nach 20 Wochen Oslo.

Samstag, 29. November 2008

Mein Blog ist Poesie.

Vor einiger Zeit habe ich für die Uni einen Essay mit dem Thema "Kreativität als Unterbrechung" geschrieben. Der Titel verwirrt erstmal und man denkt vielleicht: Was soll das denn? Und da sind wir schon beim springenden Punkt: Es bringt im Grunde nichts - außer Kopfschmerzen. Zumindest für diejenigen, die es lesen (müssen). Für mich sind solche Themen aber immer eine tolle Gelegenheit, die verrücktesten Ideen und kompliziertesten Gedankenströme loswerden zu können. Mit anderen Worten: Ich drehe die Bürde, mich mit so komischen Themen auseinandersetzen zu müssen, einfach um und spiele den Ball zurück zum Dozenten, indem ich ihn zwinge, sich mit all dem beschäftigen zu müssen, was mir so an verdrehten komplexen Sachen dazu einfällt. Man könnte sagen, ich nutze sowas als Ventil.
Enthalten in meinem Essay war die These, dass man intensive Erlebnisse in dem Moment, wo sich sich ereignen, nicht fassen (realisieren) kann. Ein Beispiel: In den Leiden des jungen Werther unterbricht Werther sein tagebuchartiges Schreiben, wenn er seine Angebetete Lotte sieht. Diesem Anblick kann er einfach nicht standhalten. Warum? Manch einer würde das so formulieren: Die Alte ist einfach zu scharf, das packt er nicht. Denke, das versteht man.
In den vergangenen Tagen las ich (wie versprochen) wieder in meiner tollen SZ-Ausgabe (ja, die mit dem Schlechtwetter-Cover) und fand eine interessante Laudatio auf den Schriftsteller Peter Handke, wo es heißt,
"dass der geglückte Tag nicht der ist, den man als Fülle von schönen und ereignisreichen Momenten erlebt, sondern nur der, der sich ereignet, indem man ihn beschreibt, zum Ausdruck bringt und so zur Kunst werden lässt."
Und da habe ich mir gedacht, nichts anderes ist ja im Grunde das Bloggen. Der perfekte Tag - "man muss ihn machen", so der Laudator Hubert Burda. Und dieses Machen "liegt bis heute unserer Vorstellung von Poesie und Poetik zugrunde", heißt es weiter. Für mich war das der unzweifelhafte Beweis für den tieferen Sinn meines Blogs über Norwegen. Gewissermaßen bin ich also ein Poet. Das würde mein Dozent eventuell bestätigen. Wenn auch mit leichtem Zähneknirschen.

Donnerstag, 27. November 2008

Veldig hyggelig

Schon einige Zeit bevor ich nach Oslo kam, habe ich mich im Internet über Land und Leute informiert. Eine der ersten Dinge, die ich so gefunden hatte, war ein Artikel über das Studieren in Oslo bei Spiegel Online. Typisch für Norwegen sei vor allem das Wort „hyggelig“. Der Spiegel erklärt das so:

„Viel Freizeit, eine angenehme Uni in einer hübschen Stadt - alles hyggelig, wie die Norweger sagen würden; ein häufig verwendeter Begriff, der sich mit gemütlich, freundlich, nett übersetzen lässt. Der Fjord, der sich durch die Schären großzügig in die Stadt erstreckt und die Frühlingssonne widerspiegelt: hyggelig. Die vielen Straßencafés im Szeneviertel Grünerløkka, an denen sich unzählige junge Mütter an Kinderwagen und Milchkaffeegläsern festhalten: hyggelig. Und ein Skiwochenende auf der Hütte im Fjell, dem gebirgigen Hochland: sogar veldig hyggelig.“

Nun habe ich lange nach Beispielen gesucht, wann ich dieses „hyggelig“ auch mal in meinem Alltag finde. Natürlich umgibt es einen im Alltag und Spiegel Online schreibt das ja auch nicht umsonst. War schon alles irgendwie hyggelig, schließlich bin ich ja in Norwegen. Mh, na ja, aber halt nicht so veldig hyggelig. Jedenfalls bis ich das Hüttenleben in der Nordmarka erlebte. Veldig hyggelig, in der Tat.

Es ist ja nicht so, dass es in Deutschland keinen Bollerofen gäbe. Oder keinen Wald. Und auch Holzhütten gibt es. Aber eben nicht diese Kombination wie hier. Zwanzig Kilometer außerhalb von Oslo, mitten im Wald: Eine einsame Hütte, man begegnet absolut niemandem auf dem Weg dahin, innendrin zwei megabequeme Sofas mit einem Überangebot an Kissen, ein Schaukelstuhl mit Schafsfellen, hunderte Kerzen. Ein kleiner Bollerofen – und sonst nix. Oder mit Forells Worten: „Das ist das absolute Nichts. Keine Menschenseele, nur Natur - und dann DIESE Hütte. Ein Traum.“ Falls Spiegel Online mal wieder eine Definition für veldig hyggelig braucht, dann werde ich Ihnen Forells Version mal vorschlagen…

Männer, allein im Wald

Der Norweger an sich ist gern allein. Dann nimmt er sich seinen Krimi, ein bisschen an Vorräten und macht sich auf den Weg zu seiner Hütte im Wald. Da ist er dann, nur mit sich, seinem Krimi und seinen Vorräten. Wie ich in diversen Norwegen-Büchern erfahren konnte, ist dies der Natur-Zustand der Norweger. Der Mensch in der Natur, das friluftsliv. So fühlen sie sich wohl. Einfach für sich sein, allein im Wald. Erfüllung in der Abgeschiedenheit.

Nun kann nicht jeder gut für sich sein. Aber auch nicht jeder gut mit anderen. Vor allem nicht 24 Stunden und nicht tief im Wald - zu groß ist die Gefahr sich auf die Nerven zu gehen. Na ja und wenn man das doch kann, dann nennt sich das wahrscheinlich Freundschaft.

In diesem Bewusstsein machten Forell (auch bekannt unter Sebastian Forell) und ich uns auf um das friluftsliv gemeinsam zu erleben und die Hütte, die ich von meinem Geburtstag kannte, noch einmal gemeinsam zu besuchen.

Bereits in den letzten Blogeinträgen habe ich euch versucht zu zeigen, wie überrascht ich hier von dem relativ milden Winterwetter bin – und auch diesmal war es wieder mal unschlagbar. Keine Spur von Schneestürmen oder Eisregen. Stattdessen meistens Sonnenschein, nur ein paar Wolken und ein bisschen Schnee – quasi eine Einladung zum Wandern. Manchmal versuche ich mir dann vorzustellen, wie andere die Stadt Oslo und die Natur rund herum wahrnehmen. Mir selbst fallen die Besonderheiten längst nicht mehr auf, ich bin einfach schon zu lange hier. Der November ist ja mein absoluter Besuchermonat und die Begeisterung aller Besucher nehme ich immer wieder freudig zur Kenntnis.

Aber zurück zum Wald. Was machen zwei Freunde, die sich nur ein paar Mal im Jahr sehen können und dafür Distanzen wie von Paris nach Oslo zurücklegen? Sie reden. Über so viel und so lange, dass ganze Wanderungen verstreichen und man sich eigentlich nicht an den Weg erinnert sondern nur an das Thema. Sie reden so viel, dass man meinen könnte, sie versuchten in diesen fünf Treffen jährlich das ganze Jahr nachzuholen. Hört sich jetzt anstrengend an, aber das geht. Auch ganz ohne Anstrengung. Wenn die Natur des Norwegers die Natürlichkeit ist, die er am liebsten mit sich selbst genießt, so ist unser Naturzustand eher der gesprächige.

Der deutsche Student ist ganz gern zu zweit. Dann nimmt er sich einen Kumpel, ein bisschen an Vorräten und macht sich gemeinsam auf den Weg zu einer Hütte im Wald. Da ist er dann, nur mit seinem besten Freund und seinen Vorräten. Einen Krimi braucht er nicht. Dafür ist nun wirklich keine Zeit.

Sonntag, 23. November 2008

Wer hat an der Uhr gedreht?

Ach ja, Sonnenschein. Das scheint heute das Thema zu sein, dass alle anderen Themen (Achtung, Wortwitz:) in den Schatten stellt.
Passend dazu veröffentliche ich heute nun eine Dokumentation des Sonnenuntergangs in Oslo, aufgenommen am wunderbaren See Sognsvann. Ehrlicherweise muss man noch anmerken, dass es hier mittlerweile verdammt früh dunkel wird. Zudem strahlt einen die Sonne nun quasi nur noch von der Seite an. Sie macht sich gar nicht mehr die Mühe richtig zum Himmel aufzusteigen. Lohnt ja irgendwie auch nicht für nur 6 Stunden. Also besser gut hinschauen...!


14.52 Uhr: Der Himmel ist klar, die Sonne strahlt stark.










14.54 Uhr: Auch wenn er noch intensiv scheint - der gelbe Ball ist schon zur Hälfte hinterm Wald verschwunden.










14.57 Uhr: Es ist schon deutlich dunkler geworden. Die Sonne sinkt.










14.59 Uhr: Innerhalb weniger Minuten hat auch der Himmel seine Strahlkraft eingebüßt. Die Sonnenstrahlen sind deutlich schwächer.










15.02 Uhr: Ein letztes Glühen und die Sonne verschwindet hinterm Wald. In nur zehn Minuten. Jetzt heißt es wieder 18 Stunden warten. Die Temperaturen sinken augenblicklich. Wenig später ist es dunkel.

"Verschneit liegt rings die ganze Welt..."

Meterhoher Schnee, eisiger Wind, bitterer Eisregen und komplette Dunkelheit – so in der Art hatte ich mir den Winter in Norwegen vorgestellt. Oder zumindest wurde er mir so prophezeit.

Eisglatte Straßen, hohe dreckige Schneehaufen und in schützenden Klamotten eingepackte Fußgänger, die sich durch ekelige Kälte quälen. Ein Bild, das einem von den Titelseiten der Zeitungen entgegengrinst. Es ist tatsächlich Winter – aber in Deutschland! „Viele Deutsche werden an diesem Wochenende die Trostlosigkeit des beginnenden Winters empfinden“, schreibt die Süddeutsche Zeitung am Samstag auf Seite eins. Folgenschwer wird dokumentiert: „Am Freitag kündigte sich die vierte Jahreszeit mit kalten Temperaturen und viel Wind an“.

Und in Oslo? Lacht die Sonne. Und ich gleich mit. Da stand ich heute am Kiosk und strahlender Sonnenschein blendet mich, so dass ich erst auf den zweiten Blick erkenne, was da in Deutschland los ist: Es ist grau. Es ist kalt. Es ist nass. Es ist kaum zu glauben, eigentlich. Muss aber schon einigermaßen heftig sein, wenn die SZ sogar ein düsteres Gedicht von Eichendorff bemüht um die Witterungsverhältnisse zu beschreiben. „Verschneit liegt rings die ganze Welt, / Ich hab nichts, was mich freuet.“

Selten zuvor hat sich die Investition von 26 Kronen in eine deutsche Zeitung (das sind 3 Euro!) so sehr gelohnt wie heute. Ich werde sie mir gut aufheben, diese SZ. Und jeden Tag setze ich mich ab sofort auf die Bank vor meinem Gebäude im Wohnheim hier und lese ein bisschen darin. Jetzt brauche ich nur noch eine schicke Sonnenbrille. Schade, dass heute Sonntag ist.

Freitag, 21. November 2008

Hänsel und Gretel, nur in echt jetzt

Ich hatte schon öfter mal die Idee, so eine Rubrik hier einzuführen. "Foto des Monats" etwa. Konnte mich aber nie wirklich für ein Foto entscheiden. Mittlerweile habe ich schon so viele Fotos in Norwegen gemacht, dass ich stundenlange Präsentationen füllen könnte. In anderer Maßeinheit: Es sind über 3 Gigabyte. Das Foto des Monats kommt aber nicht von mir sondern von Stephan. Ihr wisst schon, der Eisvogel. Er hat es geschafft ein Foto zu schießen, dessen Inhalt jeder verstehen kann, der Winter im Allgemeinen und Weihnachten im Speziellen nicht als kalte sondern behagliche Zeit begreift. Da das Foto auch an meinem Geburstag entstanden ist und ich an diesem Abend von meinen Freunden in Oslo umgeben war, kann man folgendes feststellen: Stephan hat es geschafft, Wärme zu fotografieren.
Und wer dieses Bild ansieht und darin etwa eine Verbindung zu Hänsel und Gretel findet (wie ich heute schon hören musste) - tja, der hat wohl nichts verstanden.

Ab in die Hütte!

Weil es so schön war "mitten im Wald", sind Carmen und ich gleich noch einen Tag und eine Nacht länger geblieben. Da draußen, in der schönen Hütte im schönen Wald im schönen Norwegen.
Für alle, die das jetzt nicht wissen, muss ich das ganze System mal kurz erklären. Diese Hütten "mitten im Wald" kann man anmieten, buchen oder wie auch immer. Sie gehören zum DNT (den norske turistforening), sowas wie der Alpenverein Norwegens, nur ohne Alpen eben. Also ein Wanderverein. Für 280 Kronen (ca. 35 Euro) gibt es eine Mitgliedschaft und man kann bis Ende 2009 kostenlos in jeder Hütte in der Nordmarka schlafen. Man kriegt einen Schlüssel, bucht online und los geht's. Ab in die Hütte!
Erwähnte ich schon, dass die Hütte mitten im Wald ist? Ok. Und trotzdem ist sie komplett mit Ikea eingerichtet. Schon lustig, oder? Ich meine, man muss sich mal bildlich vorstellen, wie diese Leute vom DNT die Einrichtung da hingebracht haben. Ist da etwa der Ikea-Laster vorgefahren und hat einfach mal die Möbel abgeladen? "Eine Sammelbestellung für Fjørtoft, bitte!"

Wohl kaum, denn die nächste Straße ist kilometerweit entfernt. Das wird also auf ewig ein Rätsel bleiben.
Wie dem auch sein, die Hütte ist wirklich der Hammer und wer auch immer von euch mal nach Norwegen kommen sollte, geht in eine solche Hütte. Das ist wirklich ein Erlebnis. Nicht nur, wie man dort lebt (das habe ich ja im unteren Eintrag schon beschrieben), sondern das ganze "flair" (ich liebe Wörter, für die es keine deutsche Entsprechung gibt).

Man sitzt da in dieser Hütte, drinnen knackt der Bollerofen, draußen das Eis. Wenn am frühen Nachmittag die Sonne untergeht, wird einem erstmal bewusst, dass es für die nächsten 18 Stunden draußen dunkel bleiben wird und man bei unmenschlichen Temperaturen auch nicht lange raus gehen kann. Also ist man in der Hütte. Sitzt auf einem Schaukelstuhl, trinkt Tee, schaut auf den Ofen (kann man stundenlang), wippt ein bisschen, liest ein bisschen. Ab und an mal eine Kerze austauschen und draußen… einfach nichts. Kein Geräusch, einfach nichts – die totale Stille. Selten hab ich solche Entspannung erlebt. Ich sollte mir unbedingt so eine Hütte kaufen. Die vermiete ich dann an ausgebrannte Manager und mache Millionen mit meinem „back to nature“ Entspannungsprinzip.
Ein wirkliches Highlight des Trips: Nur wenige hundert Meter von unserer Hütte entfernt entdeckten wir einen Aussichtspunkt, wo noch eine andere Hütte stand. Von dort hatte man einen Blick über ein größeres Gebiet mit vielen Seen. Diese Aussicht, diese Natur – der Hammer. Schon seltsam das zu sagen, aber das war Norwegen.
Komischerweise war diese Hütte nicht vom DNT. Mein Schlüssel passte dort gar nicht. Mist, vielleicht ist mir doch schon jemand zuvor gekommen mit der Idee dieses Entspannungsprinzips. Verstehen kann man's ja.

Birthday cabin trip. Oder: "mitten im Wald".

Hey Leute,
hatte ich das schon erwähnt: Ich hatte einen wirklich tollen Geburtstag! Ist doch schon ne Woche her, denkt ihr jetzt (falls ihr dran gedacht habt). Stimmt. Tja, das sind die Tücken des Bloggens! Der November ist mein absoluter Besuchsmonat. Und, man kennt das ja, kommt viel Besuch, kommt man nicht zum Bloggen. Heute Abend ziehe ich also quasi die Bremse beim Besuch und blogge bisschen.
Ich bin jetzt 25. (Bitte, setzt euch wieder.) Doch weder fängt für mich jetzt "die zweite Lebenshälfte" an, noch stößt das Gerede vom "Vierteljahrhundert" bei mir auf große Gegenliebe (eher auf Kopfschütteln). Ich sehe das eher entspannt: Endlich passt die Zahl zu meinem Charakter. Wenn man überhaupt einen Bezug zu dieser Jahrhundert-Rechnung herstellen möchte, dann doch wohl den, dass ich ein geschlagenes Vierteljahrhundert darauf warten musste, um mal so was Tolles zu erleben.
Mein Geburtstag fand dieses Jahr unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Oder mit anderen Worten: mitten im Wald. Mit Carmen (extra aus Valencia eingeflogen) und sieben weiteren Freunden machte ich mich auf zur „Tomtehytte“, eine Blockhütte im Waldgebiet ca. 20 Kilometer außerhalb von Oslo. Zur Erinnerung: Direkt hinter Oslos Stadtgebiet fängt ein 40 Quadratkilometer großes Waldgebiet mit vielen Seen an, die „nordmarka“. Nach 20 Minuten Zugfahrt, zwei Stunden Wanderung, einbrechender Dunkelheit und etlichen Minusgraden erreichten wir unsere Hütte und freuten uns auf ein Leben wie im Mittelalter. Kein Strom, kein fließend Wasser, dafür aber – und das darf ja wohl jetzt echt nicht fehlen – ein richtig richtig tolles Plumpsklo. Schön.
Das war alles irgendwie richtig schön norwegisch. Erst eine tolle Wanderung durch die Natur (friluftsliv!), sich den A…. abfrieren, dann irgendwo in einer einsamen Holzhütte mitten im Wald ankommen. Wasser aus der Quelle, Feuer aus dem Ofen und sauteures Bier, aus dem Supermarkt mitgeschleppt. Abends saßen wir dann alle ganz hyggelig zusammen (es wurde sogar gesungen für mich!) und freuten uns dann doch, dass wir einander hatten. So mitten im Wald.

Montag, 17. November 2008

5 Millionen und ein Jörg

So, jetzt geht es endlich wieder weiter mit dem Bloggen! Carmen ist heute morgen zurück nach Valencia geflogen und war die letzten 9 Tage da. Und wie man sich vorstellen kann, hatten wir ein schöne Zeit zusammen - und wenig Zeit für's Bloggen. Das werde ich aber die nächsten Tage nachholen, versprochen!
Kaum bin ich nun wieder alleine, sind mein Internetkonsum und meine Nachrichtengier explosionsartig angestiegen (da besteht durchaus eine Verbindung).
Die Nachricht des Tages hat für mich mit einer alten Bekannten meines Blogs zu tun: Katharina Witt. Völlig verstrahlt von ihren öffentlichen pseudo-Auftritten (ja, es gibt auch ein Leben neben der Einheit!), hat sie es tatsächlich zustande gebracht mit ihrer grenzenlosen Intelligenz einen Kandidaten in der SKL-Show von Günter Jauch um seinen 5-Millionen-Gewinn zu bringen. Gesucht wurde der Vorname von Fußball-Bundestrainer Löw. Allein diese (leichte) Frage im Vergleich zu solch einem Batzen Geld - fast schon eine Frechheit. Eine wirkliche dann ihre Antwort: Sie tippte - während ihr Lotto-Pate augenblicklich versteinerte - auf Jörg! Jörg Löw. So so. Immerhin gab es neben "Jörg" nur eine weitere, die richtige, Antwortmöglichkeit: Joachim. Und die wäre stolze 5 Millionen Euro wert gewesen! Angesichts so viel hausgemachter - muss man jetzt wirklich mal so sagen - Blödheit, versteckte sich Kati dann minutenlang hinter ihrem Ledersessel. Da sollte sie in Zukunft auch bleiben. Wir sehen sie ja dann eh am 3.10. wieder - spätestens...

Freitag, 7. November 2008

Halloween is in between

Eigentlich wollte ich ja relativ zeitnah von Halloween berichten. Nun habe ich aber erst heute die Fotos von meinen Besuchern bekommen.
Wie mit den Fotos, so gestaltete sich auch das Motto des Besuches: Besser später als nie. Nachdem ich Alex Ende September in Bergen besucht hatte, bekam ich diesmal Gegenbesuch von ihm und zwei italienischen Freunden. Ich erzähle jetzt einfach mal verkehrt herum: Seit zwei Tagen liege ich im Bett – von einer kräftigen Erkältung niedergestreckt und auf der Suche nach Erholung. Neben meiner Erkältung ist auch das Verhältnis zu meinen (asiatischen) Mitbewohnern etwas abgekühlt. Der Grund ist derselbe: Nachdem ich meine Hausarbeit abgegeben hatte, verging nur ein Tag bis der Besuch kam – und der hatte es in sich! Nach Halloween hatten wir nix besseres zu tun als einfach zwei Tage weiterzufeiern. Und was die Mitbewohner angeht, na ja, die waren etwas geschockt davon. ‚Wie können Menschen so was aushalten?’, dachten sie sicher. Alex, Niccolò und Giovanni waren also meine ersten Besucher, die zwar in Oslo waren, Oslo aber überhaupt nicht gesehen haben. Zumindest nicht im Hellen. Stilsicher haben die Italiener aber auch daraus ein Spektakel gemacht und die Schönheit Oslos zur Dämmerungszeit (trotz knackigen 5 Grad minus) gelobt – und in Szene gesetzt. Habe ich vor kurzem noch behauptet man könne diese Lichtverhältnisse nicht mit einer normalen Kamera reproduzieren, trete ich hiermit (zumindest einen kleinen) Gegenbeweis an!

Mittwoch, 5. November 2008

Catch me if you can

Nach dem kurzen Wintereinbruch letzte Woche und der Zeitumstellung davor, wird es langsam aber sicher immer dunkler und kälter in Oslo. Und endlich haben alle Unwissenden ihr Klischee! Schön, oder? So ziemlich jede zweite Email oder Nachricht, die ich bekomme, beginnt mit der Klischee-Frage: Und, schneit es schon? Und, frierst du schon?
Ja, in der Tat: Es hat geschneit. Und es ist kalt (sehr sogar, letztes Wochenende 5 Grad minus). Aber es ist schön. Und es gefällt mir super. Dadurch, dass hier wirklich oft die Sonne scheint (kein Vergleich zu Münster!), nimmt man das Wetter letztlich ganz anders wahr. Morgens aufstehen, die Sonne scheint und der Tag beginnt mit guter Laune – das gab es in Münster nicht so oft. Dort war es oft grau – und ist es immer noch. Allerdings: Wenn es hier grau ist, freuen sich die Osloer auch – denn dann ist es wärmer! Klarer Himmel, Sonnenschein, keine Wolke am Himmel: Das ist die Garantie dafür, dass es wirklich "arschkalt" ist. Wie am Wochenende. Arschkalt ist also gleichbedeutend mit wunderschön. Schon seltsam, nicht?
Momentan gibt es noch in etwa 7 Stunden Sonnenlicht, von 8.30 bis 15.30 Uhr. Und deshalb gilt einmal mehr die Devise „catch me if you can“. Jeder Sonnenstrahl muss eingefangen werden! Wenn man nach einer Party gegen 13:30 Uhr erst aufsteht, ist der Tag also schon fast wieder vorbei – vom Licht her jedenfalls. Deswegen versuche ich ab sofort meinen Tagesrhythmus umzustellen: 8 Uhr aufstehen (ja wirklich, Freunde) und nach Sonnenuntergang erstmal Mittagsschlaf. Nach Einbruch der Dunkelheit ist dann auch ne gute Zeit zum Arbeiten und Lernen – was soll man da auch sonst machen? Also, mit den Worten des „Großmeisters“ Franz-Josef Wagner: „Liebe Sonne“, du entkommst mir nicht!







„Catch me if you can“ gilt heute auch in einem anderen Zusammenhang. Wer mal ein grandioses Video über Oliver Kahn sehen will, der schaut hier.

Dienstag, 4. November 2008

Der Eisvogel

Heutzutage geht ja nichts über Beziehungen. Merke: Vitamin B ist wichtig. Mit Beziehungen sind aber natürlich nicht nur Geschäftsbeziehungen gemeint, sondern auch die ganz normalen. Ab Mitte Januar mache ich ja ein Praktikum in Hamburg (bei dpa) und bevor ich dazu kam, lange zu überlegen, wie ich an ein Zimmer komme, kam mir jemand zuvor. Matthias, der Zwillingsbruder meines Freundes Sebastian, hat mir ein Zimmer bei Bernd, einem Freund der Eltern von Alina (Matthias' Freundin) verschafft. So geht das. Und ab Januar wohne ich dann zusammen mit Bernd und seiner Lebensgefährtin im schönen Hamburg. Deren Sohn ist kürzlich ausgezogen und ich beziehe dann sein Zimmer. Nicht nur auf Beziehungen, sondern auch auf Zufälle kommt es eben an.
Heute habe ich dann durch Zufall eine besondere Beziehung entdeckt: Ein Kumpel von mir aus Oslo ist nun prominent. Das heißt, ab Samstag. Dann wird eine Dokumentation im ZDF über ihn ausgestrahlt, aus der Reihe "Expedition Wissen".
Vor einiger Zeit war Stephan auf einer Expedition im finnischen Teil Lapplands und hat sich mit ein paar Huskys ne Sause im ewigen Eis gemacht. Scheint nicht schlecht gewesen zu sein, immerhin kann man sich die Reportage über seine Forschungsreise am 8. November um 19.30 Uhr auf dem ZDF-Dokukanal ansehen. Titel: "Husky und Eis. Kältetest in Finnland". Einen Trailer findet ihr hier (rechts auf der Seite).
Ach ja: Stephan, das ist laut ZDF "Stephan Vogel, ein junger Deutscher, der in Oslo arktische Geografie studiert." Ein richtiger Eis-Vogel: Wenn andere im Sommer auf Malle brutzeln, wühlt sich Stephan lieber durch die Arktis. Deswegen studiert er nach seinem Auslandssemester in Spitzbergen jetzt auch in Oslo weiter, Motto: nordish by nature. Hauptsache nah am Nordpol - so richtig arktisch forscht sichs ja auf Malle auch schlecht.
Wenn ich in naher Zukunft, nach Erreichen des Nordkaps, also nochmal weiter Richtung Nordpol will, dann kenne ich jetzt zumindest jemanden, der da oben im Dunkeln einen Durchblick hat. (Es geht eben nichts über Beziehungen...) Samstag Abend machen wir natürlich nen großen Fernsehabend mit Stephan. Fragt sich nur, was wir dann trinken sollen: kühles Bier oder heißen Tee?

Samstag, 1. November 2008

Ein Tag, so wunderschön wie heute...

…so ein Tag, der dürfte nie vergehn. Hier mal eine Übersicht über meinen Tag heute. Einfach grandios:

13:30h aufgestanden – einfach mal so. Stand ja nix an. Studenten dürfen das. (Ganz besonders nach getaner Arbeit!)
Kurz die neusten Sportnews im Internet gecheckt (Ballack und Löw haben sich „versöhnt“) und dann „Frühstück“. Um 15:00h. Gerade noch rechtzeitig vor der Dämmerung. Komisch ist das hier mit den Lichtverhältnissen. Gegen 15:30h geht die Sonne unter und um 16:45h ist es dann richtig dunkel. Dazwischen liegt aber ein unglaubliches Lichtspektakel – mit so schönen Farben, die kein Foto reproduzieren kann. Guter Zeitpunkt also für einen Spaziergang. Man muss ja wenigsten einmal am Tag an die frische Luft. Passt auch gut, weil noch Bier fehlt für heute Abend. Ist ja Halloween.
Zurück im Wohnheim meine Mannschaft aufgestellt – ich bin fiktiver Manager in der Online-Fußball-Community „comunio“. Sehr wichtiger Tagesordnungspunkt!
18:30h. Mein Magen knurrt. Nein, auch an solchen Tagen gibt’s keine Tiefkühlpizza bei mir. Stattdessen Tunfisch-Spaghetti. Nach dem Essen kurzer Email-Check. Knut schreibt, ich soll was arbeiten für ihn. Die Email wandert wieder in den Ordner „ungelesen“. Heute nicht, Knut.
20 Uhr. Kurzes Telefonat mit Alex, der heute Abend kommt. Es wird halb elf, sagt er. Super. Ich lege mich ins Bett, mache bisschen Musik an. Ich träume von meiner Reise ans Nordkap, von Nordlichtern und Husky-Schlittenrennen. Ich schlafe ein. Ein super Tag.
21.45 Uhr. Ich wache auf, frage mich wo ich bin. In Oslo, in meinem Zimmer. OK. Uschi hat geschrieben: „Treffen uns halb neun zum Vorspiel.“ Uschi wohnt gegenüber. Mh, schon ne Stunde her, denke ich. Für alle, die das nicht wissen: Vorspiel kennt man zuhause als ‚Vorglühen’. Ich geh erstmal duschen.
2 Bier später, 23 Uhr. Alex ruft an: „Bin gleich da“. Super – dann kann’s ja losgehen. Zahlreiche Halloween-Partys warten! Ausgeschlafen bin ich ja.