Dienstag, 30. September 2008

Willkommen in Europa

Hey Leute,
nach meinem letzten Blogeintrag haben mich unzählige Briefe und Mails aus ganz Deutschland erreicht. Und alle wollten wissen: War es wirklich so schlimm? Na ja, die Hausarbeiten haben mir schon ein wenig zugesetzt. Aber natürlich hatte ich trotzdem eine ganz coole Zeit im September. Da waren ja mein Ausflug nach Bergen, der Kurzbesuch in Valencia und auch der Besuch aus Münster in Oslo. Und zugegeben: Letztlich war es ja auch aufrund dieser Sachen dann nach hinten raus etwas stressig... Aber man möchte eben auf nichts verzichten!
Nicht verzichten möchte man auch auf den Kontakt mit seinen Freunden und Eltern, wenn man in Oslo ist. Und seitdem ich hier bin, habe ich skype wirklich schätzen und lieben gelernt! Ist schon eine super lustige Situation, wenn sich die Eltern beide vor die Webcam quetschen, lachen, winken und einen herzen und der eine mehr als der andere erzählen will. Fast so als wäre man da.
Und richtig europäisch geht es zu, wenn man mal einen Blick in seine skype-Freundesliste wirft. Carmen ist in Valencia, Forell seit heute in Paris angekommen (und schon Internet! Bild von seiner Abreise hier links), Basti Schulz ist in Coventry, Alex in Bergen, Insa in Washington und Jensen sichert den Draht nach Münster. Unsere komplette Projektarbeit haben wir ja quasi via skype geregelt.
Manchmal wird einem da schon ein bisschen schwindelig, wenn man innerhalb von einer Stunde nach Norwegen, Frankreich, Spanien und Deutschland "telefoniert". Aber irgendwie ist das auch ein Wahnsinnsgefühl.

Das hat der Erasmus früher mit Sicherheit genau so geplant gehabt ;-)

Jaaaaaaaaaaaaa!

4 Wochen, 3 Hausarbeiten, 2 Projekte und 1 Ziel: fertig werden...!

Ich sag euch, in gewisser Weise war der September ein bescheidener Monat. Stundenlang, tagelang, wochenlang vorm Laptop - und draußen vor der Tür wartete das Auslandssemester. Wie gesagt, draußen. Wenn vor dem Fenster die letzten Sommerbrisen vorbeiwehten und die ersten Herbstdüfte angeflogen kamen, rauchten hier drinnen Köpfe, ratterte die Tastatatur und der einzige Duft bestand aus Elektrosmog.

Samstag Abend Party? Ja, "bad-taste" Party: Ich mit mir vorm Computer... Von 23 Wochen in Oslo, habe ich vier meinem Studium in Deutschland "geopfert". Doch das ist jetzt vorbei, ich bin endlich fertig. Nach ziemlich genau 180 geschriebenen Seiten in Gemeinschaftsproduktion gehört diese Tortur nun der Vergangenheit an

Aber alles hat mal ein Ende. Neben meinen Kräften nun auch diese verfluchte Phase mit den Hausarbeiten. Geschafft!

4 Wochen, 3 Hausarbeiten, 2 Projekte und 1 Ziel: fertig geworden! Endlich...

Freitag, 26. September 2008

Münster in Oslo

Ich hatte nicht zuviel versprochen: Der Duty-Free Laden in Torp hat dicht gemacht! Sämtliche Whiskey-Vorräte Norwegens befinden sich nun in meinem Zimmer...

Die Jungs sind nun da und Oslo zeigt sich von seiner schönsten Seite: Strahlender Sonnenschein seit zwei Tagen und sogar bis zu 18 Grad. Deshalb sind wir gestern nach Ankunft direkt zum See gefahren um zu Grillen. Gegen sechs Uhr wurde es zu kalt und wir machten uns auf den Rückweg ins Wohnheim. Noch nicht ganz angekommen, sahen wir Menschenmassen vor dem Fußballstadion in der Nähe. Pokalhalbfinale des norwegischen Fußballverbandes!

Nach dem Spiel sind wir dann noch zu einer Art Nachtwanderung gegangen, bei der 4000 Fackeln in der Altstadt am Fluss Akerselva entlang aufgebaut waren, so dass man nachts an den beleuchteten Wegen langgehen konnte. Am Weg brannten also die Fackeln und wir hatten auch die Lampen an und so kam es, dass wir uns irgendwann total verlaufen hatten... Komischerweise bemerkten wir fast 45 Minuten nicht, dass wir stetig bergauf liefen, entgegen des Wasserlaufes (der Fluss fließt vom Berg in den Fjord...) und irgendwie auch entgegen aller Menschenmassen. Schön war's trotzdem - wenn auch etwas mühselig.

Heute Nacht haben wir es dann tatsächlich geschafft, zu viert auf ca. 12qm zu schlafen. Auf dem Boden war sprichwörtlich kein Staubkorn mehr frei.
Das Motto des Oslo-Trips pendelt so zwischen "Cola kaufen, Whiskey saufen" (Merlin) und „größtmögliches Erlebnis in komprimierter Zeit“ (Tammo) und irgendwo dazwischen befinden wir uns jetzt. Heute Nachmittag sind die Jungs auf Sightseeing-Tour, wohingegen ich meine Hausarbeit fertig schreibe. Dafür geht's heute Abend wieder zusammen raus.
Mehr gibt's morgen, freut euch drauf!

Donnerstag, 25. September 2008

Wir lieben fliegen

Hi Leute,
Wollsocken, Heizung und Fleecepulli an - ich bin wieder in Oslo...

Die Reisewelle hat mich nun wieder ausgespuckt und es liegt ein mehr oder weniger interessanter Tag hinter mir. Heute war ich schon in drei Ländern: Morgens in Valencia Baguette mit Chorizo gegessen und mit Euro bezahlt, mittags das Sandwich in London mit Pfund und abends den Bus in Oslo mit Kronen. Ist zwar ganz lustig, geschmeckt hats deswegen aber auch nicht besser.

9.30 Uhr heute morgen los und 23.30 Uhr im Wohnheim angekommen, in den letzten fünf Tagen viermal geflogen (mein bisheriger Rekord) - jetzt hab ich auf gut deutsch gesagt echt die Schnauze voll. Kennt jemand von euch den Condor-Spruch "Wir lieben Fliegen"? Nach 14 Stunden quer durch Europa liebe ich heute Abend nur noch eins: Fliegenklatschen!

Schnell noch ein paar Stunden schlafen und morgen Mittag kommen schon Merlin, Julian und Tammo aus Münster. Wie ich die drei von der Tanke kenne, schwinden die Bestände des Duty Free Ladens in Oslo-Torp morgen merklich und auch danach bleibt kein Auge trocken: Die Jungs wollen Gas geben und da passt es ganz gut, dass ich bisher noch gar nicht so viel Gelegenheit hatte, in das Nachtleben von Oslo einzutauchen. Let's rock!

Dienstag, 23. September 2008

¡Hola Valencia!

Hi Leute,

viele Gruesse aus Valencia! Hier tobt das spanische Leben...

Valencia und Oslo - das ist tatsaechlich wie Tag und Nacht. Aus Oslo bin ich mit dickem Pulli und Jacke weggeflogen und Carmen hat mich dann mit FlipFlops vom Flughafen abgeholt...

Hier sind es tatsaechlich bis zu 28 Grad, bisher hat es aber jeden Tag auch mal kurz geregnet. Am Strand waren wir natuerlich auch - eigentlich unglaublich, wenn ich an das Leben in Oslo denke. Hier spielt sich natuerlich bis spaet in die Nacht hinein das Leben auf der Strasse ab, genauso wie man es eben kennt aus Spanien. In Oslo ist dann schon tiefste Nacht...

Carmens Bruder Markus is mit seiner Freundin auch gerade zu Besuch in Valencia, die beiden schlafen aber in einem Hotel. Die letzten zwei Tage waren wie Paella essen, immer um ca. 22 Uhr. Vorher isst hier keiner... Heute abend gehen wir dann alle zusammen nochmal in eine "Bodega", wo man gut Sangria trinken kann. Aber nicht zuviel, denn Carmen hat morgen Abschlusspruefung vom Sprachkurs. Daumen druecken!

Morgen ist meine Zeit hier dann schon wieder zuende und es geht auf der Mammutstrecke wieder zurueck nach Oslo, wo der Besuch aus Muenster sogleich wartet. Turbulente Zeiten also, zumal am 30.9. der Abgabetermin der letzten Hausarbeit ist. Meine Arbeit fuer Knut muss auch noch gemacht werden - morgen im Flugzeug...;-)

Bilder von Valencia kann ich erst am Wochenende reinstellen, wenn ich sie von Markus bekommen hab. Also, bis dann, freut euch drauf!

Samstag, 20. September 2008

Cultural Evening

Kurz vor meiner Abreise nach Valencia gibt’s doch noch mal was zu berichten…

Heute Abend war bei uns in der Wohnung eine Art „cultural evening“ angesagt, wo jeder seine Nation mit einem Essen repräsentieren sollte. Unsere zwei Vietnamesen haben natürlich groß aufgetrumpft, den ganzen Tag lang in der Küche gestanden – und abends dann asiatische Köstlichkeiten präsentiert (30 Frühlingsrollen und einen Nudeleintopf mit Basilikum-Hühnchen). David hat Gulasch mit Rührei und Gurken gezaubert und mir blieb größtenteils das Essen vorenthalten: Ich musste nur für den Nachtisch sorgen und da wird schon drei große Gänge hatten, gab es – taataaataaaaa – Schokoladeneis. Unser Kanadier Jake ist momentan verreist, also hatte David noch zwei Freunde eingeladen: Ricardo aus Kolumbien und Nina (Schottland-Norwegen-Mix). Und fertig war der cultural evening…

Da Nina auch noch Schokoladenspezialitäten mitgebracht hatte, konnten wir nach dem Essen kaum noch gehen. Mussten wir auch nich, da noch genug zu trinken wartete…

Ich habe eigentlich auch ein cooles Video gemacht, das ich gern auf den Blog gestellt hätte, damit ihr auch mal "live" erleben könnt, was hier so los ist. Es ist mit 102 MB aber leider genau 2 MB zu groß. Wenn einer von euch weiß, wie man so ein Video verkleinert, dann sagt mir gerne Bescheid und stelle das Video noch hier ein. Davon abgesehen werde ich dann öfters mal versuchen, Videos auf den Blog zu stellen.

So, morgen früh geht’s nach Spanien an den Strand (Strandfigur leider ruiniert nach dem Abend) – von dort aus melde ich mich dann wieder…

Freitag, 19. September 2008

Ich bin dann mal weg...

Ist es nicht manchmal komisch, wie normal alles geworden ist?

Am Samstag fliege ich Valencia. Jetzt bin ich in Oslo. Zwischenstopp ist in London. Alles normal. 40 Euro für Hin- und Rückflug, in vier verschiedenen Flugzeugen, einfach online gebucht – alles normal. Heute Oslo, 60. Breitengrad mit momentan 7 Grad Celsius, übermorgen Valencia, 40. Breitengrad mit momentan 28 Grad Celsius. Alles normal. Von der Hitze aus der Heizung hin zur Sonne, die den Strand bestrahlt. Entfernung: 3061 Kilometer. Alles normal.

Nicht so normal ist aber, dass es auch wirklich alle normal finden. In Oslo stiegen heute die Planungen fürs Wochenende, verschiedene Wandertrips stehen an. „Andreas, will you come with us?“ „No, I am in Valencia then.“ “Ah ok. Have fun.”

Have fun?! Lieber wäre mir irgendwie die Reaktion gewesen “Krass Alter, Valencia, was geht? / Whaaaaaat, Valencia?!”. Dann hätte man irgendwie das Gefühl, dass es etwas Besonderes, etwas Spannendes ist, was man macht. Ein Trip. Stattdessen fliege ich nach Valencia als würde ich von Mörlenbach nach Rimbach mit der Weschnitztalbahn fahren.

Ich habe einen kleinen Rucksack, ne Badehose und zwei Bücher drin, die ich für Knut lesen muss – das wars. 10 Stunden in Bussen, Flughäfen und Flugzeugen? Die perfekte Zeit um mal was zu arbeiten! Und der Gedanke: Endlich ist man mal für sich und keiner stört einen. Irre, oder? Denn eigentlich sind eine Millionen Leute um einen rum – man nimmt sie nur nicht wahr.

Und in Valencia geht’s dann erstmal ab an den Strand – wie früher zum Schwimmbad ins Nachbardorf. Das Schwimmbad ist jetzt nur etwas größer geworden und das Nachbardorf auch. Und die Weschnitztalbahn hat Turbinen bekommen. Alles normal.

Mittwoch, 17. September 2008

Und nach der Arbeit das Vergnügen…

Hallo Leute,
ich komme gerade aus meiner ersten Besprechung mit meinem neuen Chef Knut. Knut kennt ihr ja jetzt schon und meine Arbeit auch und ich kann euch sagen: Es ging alles gut! Eine Woche lang habe mich jetzt auf dieses (richtungsweisende) Treffen vorbereitet - und alle Mühe hat sich ausgezahlt. Mein Aufwand (tagelange Literaturrecherche, Zusammenfassungen, PP Präsentationen) hat sich bezahlt gemacht und Knut war sehr zufrieden. Wörtlich: „Andreas, I really appreciate this!“. Da ist echt ne Last von mir abgefallen heute, weil ich sehr unsicher war, ob ich auf dem Niveau, wo die Leute am Department of Media and Communication sich hier bewegen, überhaupt mithalten kann. Knut sah wie immer alles ganz locker und meinte dann heute nach getaner Arbeit, ich solle mir meine Stunden jetzt einfach immer selbst eintragen, weil er ja gesehen hat, dass ich fleißig war. Normalerweise soll ich ja 10 Stunden pro Woche arbeiten (sieht zumindest mein Vertrag vor), aber er meinte heute „this was obviously more than a ten hours work“. Na ja, da hab ich mich natürlich gehütet zu widersprechen und sah das postwendend genauso…
Insgesamt waren die letzten Wochen in Oslo echt tierisch anstrengend mit all den Hausarbeiten für Deutschland neben dem normalen Uniprogramm hier – und jetzt auch noch die Arbeit für Knut – aber es kommt langsam Licht ins Dunkel: Am Wochenende werde ich so ziemlich fertig werden mit der letzten Hausarbeit. Ich dachte mir dann so: Mann, dann brauch ich echt mal ne Woche Urlaub…! Und dann dachte ich: OK, dann mach ich auch wirklich mal ne Runde Urlaub! Ich fliege also am Samstag nach Valencia zu Carmen, raus aus dem Stress und den sieben Grad – hinein ins Vergnügen und die 30 Grad. Kein schlechter Deal, oder? (Das vorletzte Bild ist die Aussicht von ihrem Balkon...)
Die Reise hat’s aber echt in sich. Mein Flug geht um 14 Uhr von Oslo-Torp (ca. 2h außerhalb von Oslo), wo ich schon um 11 Uhr mit dem Bus hinfahren muss. Dann fliege ich erstmal nach London, habe dort 3 Stunden Aufenthalt und fliege dann von London nach Valencia, wo ich letztendlich um 21h ankomme. Alles in allem bin ich dann also 10 Stunden unterwegs. Verrückt? Ja, irgendwie schon, aber dank Ryanair kostet der ganze Spaß mit dieser Verbindung HIN- UND ZURÜCK nur ca. 40 Euro!!!
DAS ist verrückt.
Und noch verrückter ist, dass ich dann Mittwochabend um ca. 23h wieder nach Oslo komme (Verbindung dauert zurück sogar 12 Stunden) und am Donnerstag Vormittag bekomme ich dann gleich Besuch aus Münster: Julian, Merlin und Tammo rücken an und bleiben bis Sonntag Abend (das wird ein Spaß…!). Fliegender Wechsel quasi…
Rechtzeitig zu meinem regen Aktivitätenprogramm hat die Uni in Oslo in der kommenden Woche eine einwöchige Semesterpause angeordnet. Also, das ist jetzt kein Scherz oder so. Nächste Woche ist komplett frei. Heute ist irgendwie alles verrückt…

Montag, 15. September 2008

Durch den Monsun

Letztes Wochenende hatte ich das Vergnügen meinen Kumpel Alex in Bergen an der Westküste Norwegens zu besuchen (unser kongeniales Duo wurde ja leider nach dem Sprachkurs getrennt). Leider komme ich aufgrund von Hausarbeitenstress erst jetzt dazu, darüber zu berichten. Aber besser spät als nie.
Bergen ist ja bekanntermaßen die verregnetste Stadt Europas. Kein Scherz, ich hab das mal recherchiert. An durchschnittlich 235 Tagen im Jahr ist es nass, die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Jahr beläuft sich auf 2,25 Meter. Zum Vergleich: Frankfurt am Main hat gerade mal ein Drittel des Niederschlags. Am fiesesten ist es im September, wenn es in Bergen durchschnittlich 22 Regentage und 283mm Niederschlag sowie eine relative Feuchte von 80 Prozent gibt und das dann bei einer Durchschnittstemperatur von 9 Grad Celsius. Kommt da nicht Freude auf…? Angeblich gibt es sogar Regenschirmautomaten in der Stadt – hab ich aber nicht gesehen. Wär ja auch zu schön fürs Klischee…
Mit diesen Fakten im Hinterkopf, war ich auf das Schlimmste vorbereitet und umso erstaunter, als ich in der Wettervorhersage ein Wochenende fand, an dem (fast schon geschichtsträchtig für Bergen) vier Tage purer Sonnenschein vorausgesagt wurde. Misstrauisch überlegt ich noch lange Zeit hin und her, wägte ab und entschied mich dann dem russisch Roulette www.wetter.com zu vertrauen. 4 Tage Sonne in Bergen - bei diesem einmaligen Naturschauspiel musste ich natürlich unbedingt dabei sein und nahm freitagmorgens gleich die erste Maschine (das klang wie in nem Hollywoodstreifen, oder?).Und tatsächlich: Ich habe während dieser 4 Tage nicht einen Regentropfen gesehen! Stattdessen eine der heftigsten Studentenpartys der jüngeren norwegischen Geschichte. Bereits gegen 16.30 Uhr wurden die ersten Kästen Bier rangekarrt und alle Studenten, die norwegischen vorneweg, konnten mal zeigen, was in ihnen steckt. Man muss dazu sagen: Alex studiert an der NHH Business School, ich war also unter ausschließlich BWLern. Dass das kein Nachteil sein muss, zeigt folgendes Beispiel: Schon bei der ersten Unibesichtigung mit Alex am Freitag fielen mir diverse Bierlaster auf dem Unigelände auf. Der Grund: Die NHH wird von der Bierbrauerei „Hansa“ gesponsort. Ich wiederhole: GESPONSORT. Da hat sich wohl mal ein findiger BWLer in die Chefetage gemogelt… Jedenfalls sitzen die Jungs in Bergen nie auf dem Trockenen – und irgendwie passt das ja auch zu den Niederschlägen in der Stadt, und: zu der feucht-fröhlichen Party, die so ziemlich alle Blöcke des hiesigen Wohnheims einnahm. Vergleichbar war das vielleicht mit dem amerikanischen „Spring-Break“ (der „wet-Tshirt-contest“ lässt grüßen), einfach alle drehen am Rad, Trinkspiele soweit das Auge reicht und das von 4 Uhr bis zum nächsten Mal, wenn auf der Uhr die 4 aufblinkt. Welche Ausmaße dieses Partys annehmen können, zeigt ein Vorfall von vor ein paar Wochen, als jemand über Alex (6. Stock, wahrscheinlich betrunken) aus dem Fenster sprang oder zumindest fiel… Natürlich ein Einzelfall (hat überlebt), aber was das Feiern und Trinken angeht, herrschen in Norwegen echt andere Maßstäbe…

Am nächsten Tag war logischerweise erstmal chillen und Katerfrühstück angesagt. Und wo geht das bitteschön besser als auf dem Fischmarkt? Der ist in Bergen von der Qualität her legendär und wir kamen nicht drum herum, uns ein dickes Stück geräucherten Lachs zu kaufen. „Schweine“teuer, aber unglaublich gut. Lustigerweise gab es auf dem Fischmarkt auch Elchwurst zu kaufen, an der kamen wir natürlich auch nicht vorbei.
Auf der Rückfahrt nahm ich den Zug und freute mich auf eine der populärsten Eisenbahn-Strecken Norwegens. Und kaum war ich aus dem sonnigen Bergen raus – Regen… Gepaart mit Nebel und etlichen Tunnels auf der Strecke, so dass ich so ziemlich nichts gesehen hab (meine Hausarbeit hat’s gefreut). Dabei gab es in meinem Abteil extra eine Art Zwischenraum, der mit zwei Ledersesseln ausgestattet war, damit man in lässigem Ambiente die Aussicht genießen kann. Zurück in Oslo bin ich erstmal weiter mit den Hausarbeiten aus Deutschland beschäftigt. Soll eh regnen die nächsten Tage.

Donnerstag, 11. September 2008

A tribute to… Knut!

Die gute Nachricht vorneweg: Ich habe jetzt einen Job! Und das war wirklich eine lange Geburt…
Beide meiner Medienkurse werden von Professor Knut Lundby geleitet, ich sehe ihn also vier Mal die Woche, immer morgens um zehn. Und weil ich einen Job brauchte (nicht, dass ich unbedingt Arbeit brauche, es war eher das Geld), dachte ich mir: Warum ihn nicht gleich jeden Tag sehen und bewarb mich um eine Hiwi-Stelle. Danach folgte erstmal ein langes Gähnen: Eine Woche lang hörte ich nix, dann lud mich Knut zu einem Vorstellungsgespräch ein – und war dann erstmal ne Runde krank. Wieder warten. Meine Bewerbung fände er aber gut. Als er wieder gesund war, holten wir das Vorstellungsgespräch dann nach – auf dem Gang in der Seminarpause. Eine Szene, wie aus einem Motivationsfilm für Manager… Er baut sich vor mir auf (196cm blonder Wikingerstahl) und sagt lässig, fast emotionslos in amerikanischer Manier, aber durchaus ernst: „So, you want to work for me? I give you five minutes…!“ Schonmal was vom „elevator pitch“ gehört? Immerhin hatte ich 5 Minuten und nicht 52 Stockwerke…
(Bildquelle: www.media.uio.no/forskning/knut_lundby.jpg)
Was folgte, war ein Wortschwall von allem kommunikationswissenschaftlichen Wissen, das in den letzten sechs Semestern IfK Münster in mein Großhirn passte, gemixt mit Erinnerungen an 3 Jahre Englischleistungskurs. Kurze Pause. Ein freundliches Nicken. Er meldet sich nächste Woche. Warten. Ich total im Rausch, bereit noch stundenlang über meine jahrzehntelangen Forschungen auf diesem Gebiet (mediatization) zu berichten – er meldet sich nächste Woche. Zack! Wieder Warten. An diesem Punkt dann gepaart mit etwas Ratlosigkeit.
Immerhin, es hat funktioniert: Ich bin nun vom 15.9. bis 14.11 „reasarch assistant“ am Department of Media and Communication der Universität Oslo. Später erzählte mir Knut dann noch, dass das für ihn eigentlich klar war, dass er mich gebrauchen könne, er nur auf das OK der Verwaltung warten musste, die müssten mich ja schließlich bezahlen. Offiziell bin ich dann aber sein Assistent. Die Jungs machen einen echt fertig…
Ach ja, vielleicht sollte ich noch etwas über meinen Job schreiben. Knut und die anderen Knuts hier am Institut verfolgen seit Jahren die Entwicklung der „mediatization“ und publizieren darüber, was das Zeug hält. Für nächstes Frühjahr hat Knut (DER Knut) einen Vertrag für ein neues Buch über "mediatization" in der Tasche. Er schreibt darin ein Kapitel, in dem europäische Trends und Tendenzen zur Forschung über Mediatisierung aufgezeigt werden sollen, unter anderem aus der deutschsprachigen Forschung. Und genau da komm ich ins Spiel. Die gesamte deutschsprachige Forschung zu diesem Thema wird also in den kommenden zwei Monaten (neben allen Hausarbeiten) den Platz meiner Freundin einnehmen – sie darf ich sammeln, zusammenfassen, übersetzen und „erklären“. Also die Literatur. Knut schreibt dann das Kapitel. Fies, oder? Nicht wenn man mit 150 Kronen pro Stunde „entschädigt“ wird… Knut hat sich schon ungefähr drei Mal dafür entschuldigt, dass es „so wenig“ sei und ob das auch echt ok wäre für mich?! Och Knut… passt schon!
Wer etwas über das Projekt wissen möchte, kann hier nachschauen:
http://www.intermedia.uio.no/home/people/home/knutl

Back to Business

Hey Leute,
jetzt habe ich fast zwei Wochen nichts von mir hören lassen… und das hatte genau vier Gründe: 1.) Musste ich zwei Hausarbeiten schreiben. 2.) War ich ein paar Tage an der Westküste in Bergen (siehe gesonderter Eintrag morgen) 3.) Habe ich jetzt einen Job und 4.) wurde letzte Woche das Internet in meinem Zimmer gekappt.
Aber der Reihe nach. Falls einer von euch mal ein Auslandssemester in Skandinavien machen will – seid euch bewusst über die Semesterzeiten hier! Das ist echt kein Spaß, da alles um 2-3 Monate verschoben ist. Mitte Juli, eine Woche vor Semesterende in Münster, kam ich nach Oslo, um hier den Sprachkurs zu machen. Drei Wochen lang 8 Stunden täglich lernen, dafür aber den schicken Sommer hier mitbekommen. Noch kurz ne Reise gemacht (Lofoten) und dann ging’s hier auch schon los mit der Uni – keine Zeit bis dahin also sich um die Hausarbeiten zu kümmern (drei an der Zahl!), die nach Deutschland geschickt werden möchten… Das musste ich dann (muss ich immer noch) hier parallel zur Uni machen! Kein Zuckerschlecken sag ich euch… Zwei von drei habe ich mittlerweile geschafft und wenn ich mit der dritten fertig bin, kann ich auch gleich weiter machen – denn die erste an der Uni Oslo muss am 30.10. abgegeben werden…! Ein „Partysemester“ sieht glaub ich anders aus…