Freitag, 19. Dezember 2008

Unerkannt im Winterland, oder: Zehn Tage Dunkelheit

Es ist so traurig wie wahr: Seit mittlerweile 10 Tagen habe ich kein Sonnenlicht mehr gesehen. Wenn man morgens aufwacht, dunkel. Beim Mittagessen: dunkel. Und nachmittags dann sowieso. Mittlerweile lässt es sich in Oslo eigentlich sowieso nicht mehr zwischen hell und dunkel unterscheiden, sondern nur noch zwischen schwarz und grau. Gegen zehn Uhr morgens wird es dann hell, halt falsch: grau, jedenfalls ist es ab da nicht mehr "Nacht". Der Unterschied ist aber nicht wirklich groß, denn weiter als bis zum nächsten Haus kann man meist nicht sehen - eine dicke Nebelschicht liegt auf der Stadt. Gegen 15 Uhr schwindet das Grau und mit ihm das letzte vorhandene Licht. Komischerweise klart der Himmel dann oft auf, so dass man fast denken könnte, er wollte einem nochmal zeigen, wie schön es heute hätte werden können.
In der Woche bevor ich nach Tromsö gefahren bin, habe ich oft bis nachts Hausarbeit geschrieben und bin erst mittags aufgestanden, so dass ich dann nur noch ein bis zwei Stunden Licht mitbekommen habe. In Tromsö hat sich dann die Aufteilung in Tag und Nacht entgültig aufgelöst. Da dort die Sonne überhaupt nicht mehr aufging, war man eigentlich den ganzen Tag müde. Nach anfänglicher Faszination schlägt das Ganze dann doch etwas aufs Gemüt. Teilweise sind Alex und ich erst 13.30 Uhr aufgewacht und um 16 Uhr im Bus schon wieder eingeschlafen. Wenn die Dunkelheit einen dauerhaft umgibt, macht sich das wirklich körperlich bemerkbar. Klar ist das auch mit der Zeit vom Gefühl her bedrückend, aber vor allem körperlich spürt man das, wie als hätte man den ganzen Tag diese Bleischürze vom Röntgen an. Es fällt wirklichs chwer sich "aufzuraffen". Als wir in der "Abenddämmerung" von Tromsö "morgens" aufgewacht sind, dachte man beim Frühstück dann oft schon, dass man bald ins Bett geht. Etwas bizarr war das schon. Heute habe ich meine letzten Erasmus-Unterlagen in der Uni abzeichnen lassen und als ich da so durch die Uni lief, passierte fast etwas Magisches: Hinter der Wand aus Nebel sah ich etwas immer heller Werdendes. Es hätte sich auch beinahe durch die Wand durchgekämpft, wäre da nicht eine dunkle fette Wolkenschicht dazwischen gekommen. Und so kam es zu meiner fast-Begegnung mit Wärme spendenden gelben Ball. Die Vorstellung ist zwar im Moment noch komisch und weit entfernt, aber ich kann euch sagen, ich bin gerade richtig froh, dass ich Silvester in Valencia feiern werde. 18 Grad sind es heute dort - immerhin 30 (!) mehr als teilweise in Tromsö...

Keine Kommentare: