Freitag, 19. Dezember 2008

Dog-sledding: a real adventure!

Was natürlich am besten gegen die Schwere der Dunkelheit hilft, sind Abenteuer. Und das hatten wir beim Schlittenhundrennen wirklich! Ich glaube, man nennt das nur "Rennen", weil die Huskys ganz schön Gas geben können, aber ein Wettrennen war es jedenfalls nicht. Alex und ich waren zusammen auf einem Schlitten und der Hundetrainer (Johan) auf dem anderen. Der Boss vorneweg und wir hinterher. Schön der Reihe nach.
In diesem Fall hatte die Dunkelheit aber etwas Gutes - ein unvergleichliches Flair. Schon auf dem Weg von Tromsö zu der Huskyfarm (70km, 90min Fahrtzeit) ist man sich vorgekommen, als würde man jetzt den Planet Erde verlassen. Kaum zehn Minuten aus der Stadt raus, hat man kaum noch die Hand vor Augen gesehen. Nichts, außer ein paar Siedlungen und Dörfer. Richtig lustig wurde es, als Morton, unser Fahrer, plötzlich meinte, dass wir jetzt ca. 40 Minuten fahren bis man das nächste Haus sieht. Ich denke jetzt nicht wirklich oft darüber nach, wie es ist bei zehn Grad minus im Nichts eine Autopanne zu haben. Aber bei diesem Anlass hätte uns dann wohl nur noch der Weihnachtsmann abschleppen können. Und ich war ganz sicher: Irgendwo da oben muss er gewohnt haben...
Angekommen auf der Farm, wurden wir erstmal "eingekleidet". Kiloschwere Boots, einmal komplette Wollschicht und ein Ganzkörperanzug, Marke "Michelin-Männchen", sollten uns gegen die Kälte von mittlerweile minus 15 Grad schützen. Auf ging's dann zu den Hunden, mit denen wir uns erstmal ein bisschen vertraut gemacht haben (schnüffeln, streicheln, sabbern) und sie dann selbst vor unseren Schlitten spannen durften. Kaum fünf Minuten in dieser Kälte, wurde einem zwar auch ein bisschen warm ums Herz, aber als man merkte, dass es jetzt gleich richtig losgehen sollte, drei Stunden lang, da schlotterten dann natürlich schon bisschen die Knie. Klar, die Kälte. Kaum waren die Huskys ins Geschirr eingespannt, hat sich irgendein Schalter in ihrem Hirn umgelegt und sie sind fast völlig ausgetickt - quasi auf "starten" programmiert.
Johan gab uns dann glücklicherweise doch noch ein paar Anweisungen, wie man den Schlitten steuert, wenn nötig anschiebt, die Balance hält und vor allem: bremst! Das war wirklich das Wichtigste, denn die Huskys sind völlig irre. Für die gibts nur "Gas" und ich würde mal schätzen, die Spitzengeschwindigkeit liegt so bei 30km/h, wenn sie zu fünft zwei erwachsene Personen auf dem Schlitten ziehen.
Angekündigt waren drei Stunden Fahrtzeit, also für jeden von uns 90 Minuten (immer einer sitzt vorne drauf auf dem Schlitten und einer steht dahinter, als "Fahrer") und das wurde auch wirklich eingehalten, wenn man das Essen dann auch mit einrechnet. In einem typischen "Sami"-Zelt gab es, Vegetarier aufgepasst, richtigen Rentier-Eintopf vom Feuer und als Nachtisch scheibchenweise "Lefze". Das war allerdings eine Süßspeise und nicht, was Deutsche darunter verstehen - für mich dennoch das Highlight, da 100% süchtig machend (Zutaten: Butter, Karamell-Käse, Zucker, Teig).
Die Fahrt auf dem Schlitten selbst war die meiste Zeit ein einziger Rausch und auch gar nicht mal ungefährlich. Die Hunde denken natürlich nur an sich und geben auch in Kurven Gas, so dass wir bestimmt fünf Mal frontal in einen Baum gefahren sind. Gott sei Dank ist der Schlitten nie gesplittert, sondern immer irgendwie abgerutscht, meistens aber so, dass man ihn kaum noch aufrecht halten konnte und er zu kippen drohte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten (woher soll man das auch können?), lief es dann aber schnell ziemlich flüssig und man hatte raus, was man machen musste. Mit das Gefährlichste war eigentlich auch das Anschieben am Berg (wenn man bergan fährt, denken die Hunde, dass man bremst und so muss man kräftig mit den Füßen anstoßen), so komisch das jetzt auch klingt. Wir sind die meiste Zeit einer Art Weg gefolgt, der aber nur ca. zwei bis drei Meter breit war - wenn man also schon am Rand des Weges gefahren ist und anstoßen wollte, blieb man auch gern mal beim Versuch anzustoßen knietief im Neuschnee stecken. Problem: Der Schlitten fährt weiter, umgebremst. Dann hilft nur noch ein Sprint (bergauf im Schnee als Michelin-Männchen, wie schön...), sonst kommt wieder der Weihnachtsmann ins Spiel... Alex konnte sich einmal zum Glück noch irgendwie am Griff des Schlittens festhalten, bisschen mitgeschleift, beim Fahren wieder hochgezogen und weiter ging's. Adrenalin pur.
Insgesamt sind wir so zwischen 20 und 30 Kilometern gefahren, nicht ganz so leicht einzuschätzen. An diesem Tag war Vollmond und das Ganze bekam dadurch eine mystische Atmosphäre, als wir durch etliche Waldgebiete, Täler und Lichtungen gebraust sind. Leider hatte der Vollmond auch den Nachteil, dass dadurch die Nordlichter nicht so klar zu sehen waren (generell bei schwachem Mond besser, weil insgesamt dunkler), aber immerhin haben wir sie wenigstens ein bisschen gesehen. Wenn auch nicht annähernd so wie auf den Postkarten. Das Huskyrennen kann ich auf jeden Fall nur weiterempfehlen. So in der unberührten Natur im letzten Fleck von Norwegen auf einem Schlitten durch die mondbeleuchtete Winterlandschaft der Arktis zu düsen, war wirklich ein unvergessliches Erlebnis.

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