Freitag, 12. Dezember 2008

Nachtschicht am Nordpol

Ich weiß noch genau, vor fünfeinhalb Jahren war das. Zu dieser Zeit habe ich bei einem größeren Unternehmen Ferienarbeit gemacht um mit Urlaube und Klamotten zu finanzieren. War gar nicht leicht da was zu kriegen, aber der Vorstand meines Fussballclubs war Personalchef. Wie praktisch. Fünf Wochen hab ich da gearbeitet und die letzte davon Nachtschicht. Von Sonntag Abend bis Samstag morgen, 6 Nächte. Ich weiß noch, die erste Nacht fiel mir ziemlich schwer, aber danach gings. Sehr gut sogar, denn ziemlich schnell merkte ich, dass das genau mein Ding war nachts zu arbeiten. Diese Ruhe, keiner stört. Volle Konzentration. Und irgendwie ist das auch eine ganz andere Ebene, nachts.

Der Nachteil an der Sache war, dass ich natürlich tagsüber geschlafen hab und sich relativ schnell ein Parallel-Leben entwickelte. Ich arbeitete, während alle anderen schliefen und umgekehrt. Wie in einer Luftblase, in einer gut bezahlten. So ähnlich ist das Leben in Oslo momentan auch, nur ohne Bezahlung. Die letzten fünf Tage (eher Nächte) habe ich alles in die letzte Hausarbeit investiert und, wie Basti sagen würde, „durchgerockt“. Meistens bis drei oder vier Uhr in der Nacht und dann am nächsten Tag gegen 13h wieder aufgestanden. Bald nach dem Frühstück wurde es dann wieder dunkel und ich hatte mein Arbeitsumfeld zurück - die Nacht.

Günther Jauch hat zwar zweimal sein Studium abgebrochen, trotzdem hab ich mal gelesen, dass er gerne studiert hat (bevor der dann die Karriere vorzog), besonders aufgrund der Arbeitszeiten: „Vorzugsweise nachts und am Wochenende“. Bei der Nachtarbeit stimme ich mit ihm überein, nicht aber was das Wochenende angeht. Heute Abend exakt 21 Uhr schalte ich den Computer aus (der erste Kraftakt ist dann geschafft) und widme mich wieder dem Leben. Alex kommt um 22 Uhr, danach geht’s zur Erasmus-Abschiedsparty und morgen früh 5 Uhr aufstehen um den Flieger nach Tromsø zu kriegen. Dort verschwimmen dann endgültig Tag und Nacht, wegen den Lichtverhältnissen. Macht aber nix, mit der Dunkelheit kenn ich mich ja bestens aus.

P.S. Gestern war auch das Abschiedsessen in meiner WG, stilecht gab es Frühlingsrollen von meinen vietnamesischen Freunden, die heute morgen schon abgereist sind.

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