Freitag, 5. Dezember 2008

Eis-Zeit

Gestern Abend erreichte mich ein Anruf, ich müsse heute unbedingt mit zum See kommen. Zum See? Im Winter? Ja, es werde morgen kräftig schneien. OK, zum See also. Der liegt etwa 200 Meter höher als das Wohnheim – quasi eine eingebaute Schneegarantie also.

Es hatte ja vorgestern schon geschneit und diesmal ist der Schnee auch liegen geblieben. Und was ich heute Vormittag an besagtem See antraf, war unglaublich. 30 Zentimeter Neuschnee! Der See, in dem ich im Sommer jeden Tag baden war, als ich hier in ankam – es gab ihn heute Morgen quasi nicht mehr. Alles zugeschneit, mit dicker Eisschicht drauf. So weit man sehen konnte nur Schnee und so einfach war das Sehen auch gar nicht, da der Schnee vertikal fällt und ins Gesicht peitscht. Von einem Schneesturm zu reden wäre jetzt vielleicht etwas zu übertrieben, aber länger als zwei Stunden habe ich es nicht an diesem See ausgehalten.

Man könnte sagen, jetzt ist wirklich Winter in Oslo. Heute und morgen soll es noch ordentlich schneien, danach wird es laut Wettervorhersage eine Woche lang durchschnittlich 8 Grad minus werden. Und anschließend wieder Schnee. Man könnte das Wetter jetzt verfluchen, weil man teilweise kaum noch vor die Tür gehen kann, aber irgendwie ist es auch ein Spektakel. Das gehört einfach zu Norwegen und wenn ich das nicht erlebt hätte, dann würde am Ende schon was fehlen. Bei diesen Witterungsverhältnissen denke ich manchmal an die Leute, die zwei Semester hier bleiben. Die werden ihren Spaß haben! Der richtige Winter (der eklige) kommt erst so im Januar und Februar, wie man sich hier erzählt, und es schneit teilweise bis in den April hinein. Von daher bin ich schon sehr zufrieden, dass ich den Winter mir mal eine kurze Zeit lang ansehen kann und dann auch wieder nach Hause komme. Mit anderen Worten: Ein norwegischer Gast.

Anfangs dachte ich ja ernsthaft darüber nach erst im Januar herzukommen, weil ich dachte, dass es sicher schön ist, wenn es immer mehr Sommer wird, die Tage heller und mit der Zeit alles immer schöner. Mittlerweile weiß ich, dass es besser war auf meine Eltern zu hören und im Sommer zu kommen. Denn der Winter vor Weihnachten ist nur kurz und die meiste Zeit war es schön. Dunkelheits-Depressionen hab ich hier nicht erlebt.

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