Sonntag, 12. Oktober 2008

Den Stier bei den Hoernern gepackt

Bienvenidos!
Ich bin natuerlich schon laengst in Valencia angekommen und habe die grosse Anreise wieder ueberwunden - gewissermassen den Stier bei den Hoernern gepackt... Das Wortspiel schreibe ich natuerlich nicht umsonst, denn am Tag nach meiner Ankunft waren wir zum ersten Mal ueberhaupt beim Stierkampf!
Und Stierkampf ist wirklich eine Sache, von der ich nicht so richtig weiss, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite Brutalitaet, verletzte und tote Tiere, qualvolle Spielereien mit einem von Minute zu Minute mehr angeknockten Stier. Auf der anderen Seite rauschaehnliche Begeisterung des Publikums, traditionswuerdige Arenen, die die spanische Kultur kaum besser wiedergeben koennen, elegante bis narzisstische Torreros (fuer Frauen allein den Eintritt wert) und alles in allem ein grosses Spektakel mit Festivalcharakter - verpackt als Generationen uebergreifendes gesellschaftliches Ritual.
Aber ehrlich gesagt: Nach drei toten Stieren, deren qualvolles Bruellen man auch bis ganz oben auf der Tribuene manchmal noch ganz gut hoeren kann, hatte ich dann auch genug. Am meisten zugesetzt hat mir aber eigentlich die Gefahr, die fuer die Torreros ausging. Wer denkt, Stierkampf sei so ne Art Sport, der liegt komplett falsch: Die Torreros spielen mit ihrem Leben, jederzeit. Bei einem der Kaempfe wurde dem Torrero sowohl Klinge als auch rotes Tuch aus der Hand gerissen (um ein Haar auch sein Arm)... tja und da stand er dann, Angesicht in Angesicht mit dem Stier, dem er vorher ein paar spitze Gegenstaende in den Allerwertesten gerammt hatte. Da half nur noch rennen! Und waeren die anderen Torreros nicht im so ziemlich allerletzten Moment eingeschritten um den Stier abzulenken, waer´s das wohl gewesen fuer ihn...
Gelohnt hat es sich auf jeden Fall, das mal anzusehen (es ist wirklich ein kulturelles Highlight!), aber wer einmal in die Augen des armen Viehs gesehen hat, wenn es nach circa 30-40 Stichen von Widerstandkraft verlassen leblos zusammensackt, der weiss vielleicht, was ich meine. Noch zur Info: Ein "Kampf" geht ungefaehr dreissig Minuten, bei uns waren insgesamt sechs Stueck angesetzt. Man haette also vier Stunden mit allen Zeremonien dort zubringen koennen - wenn da nicht der Regen gewesen waere... Das Wetter in Valencia laesst leider ziemlich zu wuenschen uebrig momentan - einmal waren es sogar nur 13 Grad laut einer Anzeige in der Innenstadt (siehe Foto). Von Strand und Sonne leider nichts zu sehen...
Ah ja nochwas: Auf dem einen Bild im "plaza del torros" sehe ich etwas blass aus. Das lag natuerlich nicht am Stierkampf, sondern daran, dass wir am Mittwoch nach 12 Stunden Reise noch bis 4:30 morgens unterwegs waren. Ihr seht: In Spanien ist auch bei Regen fiesta ;-)

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