Mittwoch, 27. August 2008

Knut macht Mut

Heute hatte ich meine zweite Vorlesung an der Uni. Schon lustig, wie das in Norwegen läuft. Die erste halbe Stunde ist eher ein „social get together“, der Professor stellt sich vor (nicht unüblich, dass er auch ausschweifend über seine Familie erzählt), fragt dann, wer so aus welchen Ländern kommt. Erst werden die Kontinente abgefragt, dann die einzelnen Ländern. „So, you’re from Costa Rica/Uganda/South Corea – nice!“ Und alle freuen sich, dass sie hier sind (lustig sein kann auch anstrengend sein…). Dann erklärt er, wie der Kurs ablaufen wird (wie viele Bücher man sich anschaffen MUSS, welche Art Prüfung man ablegt) und das letzte Drittel füllt er mit Inhalten. Ich mache jetzt, neben meinem wöchentlich 8stündigen Norwegischkurs (Level II), zwei Kurse: „Media and Globalisation“ und „Mediatized stories. Self-representions in digital storytelling“, beide sind vierstündig und bestehen aus Vorlesung und Seminar, wobei das Seminar eher eine Art Tutorium ist, das von Studenten geleitet wird und wo man auch Ausflüge zu Medieninstitutionen macht. Die Vorlesungen gehen jeweils von 10.15 bis 12 Uhr, wobei man in der Mitte eine 15minütige Pause einlegt und auch mal zusammen mit dem Professor in die Caféteria geht. In meinem Fall ist das Knut und ich kann euch sagen: Knut tut gut! Ich habe ihn in der Kaffeepause verfolgt und direkt mal auf einen Hilfskraftjob angesprochen (Kaffee hat aber nur er getrunken. Die Preise…). Knut heißt nicht nur wie der liebliche Eisbär aus dem Berliner Zoo, sondern ist ansonsten auch am hiesigen Institut ein ziemlich hohes Tier. Er leitet das Forschungsprojekt „Mediatized stories“ (http://www.intermedia.uio.no/mediatized/), für welches das Medieninstitut hier international bekannt ist. Studenten erfahren hier eine hohe Wertschätzung: Knut nahm meine Anfrage sofort total ernst und lädt mich zu einer Art Vorstellungsgespräch morgen Mittag in sein Büro ein (über Nacht noch schnell eine englische Bewerbung hinzaubern – und los geht’s…). Hilfskräfte heißen hier „research assistants“ und verdienen ab 20 Euro die Stunde. Knut konnte kaum glauben, als ich ihm erzählte, dass wir für vergleichbare Arbeit in Deutschland ca. 8 Euro bekommen (wörtlich: „whaaat“?). Also, drückt mir die Daumen morgen, dass das klappt morgen… Ich will schließlich noch ans Nordkapp ;-)

Zurück zur Vorlesung. Man macht hier weniger Kurse, dafür die aber intensiver (ein Kurs hat zwischen 10 und 20 ECTS). Ich bin als Masterstudent eingestuft und muss sagen, dass das Niveau niedriger ist als in Deutschland. Bisher zumindest. Im „Mediatized stories“ Kurs muss ich „nur“ eine zehnseitige Hausarbeit schreiben (die wird im Seminar kreiert – in Deutschland undenkbar). Klar, alles ist auf englisch, aber das sollte keine Hürde mehr sein. Die Seminare sind laut Knut „very lay back“, es kommt mehr auf Soziales an: Wir sollen uns kennenlernen, uns austauschen (Grundlage dafür: 1800 Seiten englische Lektüre…) und lernen, miteinander zu arbeiten. Dass zur Uni gehen auch „Spaß“ machen kann, war mir bislang nicht bekannt…

Die norwegische Art zu studieren hat uns Knut heute gleich mal demonstriert und lud alle Teilnehmer der Vorlesung (60, aus 17 Ländern) zum Mittagessen in ein Café ein (alles auf Kosten der Uni natürlich). Er wolle uns ja schließlich auch kennenlernen… Freunde, ich liebe Norwegen!

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