Das Interessante am langem Reisen ist, dass umso mehr man weg reist, immer mehr in sich hinein reist.
Beispiel Zugfahren: Bei einer 10stündigen Reise sieht man sich in den ersten zwei Stunden die Landschaft an, später schaut man vielleicht einen Film, fängt dann an zu lesen und versinkt mit der Zeit immer mehr in Gedanken. Alles um einen rum fliegt ja auch irgendwie davon, also wendet man sich nach innen und alles, was man noch macht, geschieht wie in einer Art Automatismus. Wenn man dann ankommt, ist es eigentlich egal wo. Denn im Grunde befindet man sich in der eigenen Gedankenwelt.
Während meiner Wehrdienstzeit bei der Marine waren solche Zugfahrten gute Gelegenheiten, diese Gedanken in Form des Fernstudiums Kreatives Schreiben zu ordnen. Jetzt reise ich zum Glück nicht mehr so oft so weit, nur noch seltener, dafür weiter. Von daher sind Reisen in Oslo und bei der Marine also ähnlich - aber doch nicht gleich. Denn jetzt suche ich mir ja aus, wann und wohin ich reise. Meinen Dienstbeginn lege ich inzwischen selbst fest.
Fast die Hälfte meiner Reisezeit habe ich heute in London Stansted verbracht (und auch diesen Text dort geschrieben). Und London war wieder ein gutes Beispiel für den Gedankenraum: Fragt mich mal einer, wie der Flughafen dort aussieht? Keine Ahnung. Wo ich dort gedanklich war, weiss ich aber noch im Detail. Reisen ist also manchmal unspannender als man denkt. Aber es wäre auch irgendwie seltsam, hätte ich mich voll auf London eingelassen - die Umstellung von Süd- auf Nordeuropa war schon fordernd genug.
In London war ich übrigens endlich mal wieder in Deutschland - pressetechnisch zumindest. Endlich mal wieder deutsche Zeitung lesen! Die Auswahl war allerdings begrenzt, es gab nur eine einzige: Die "Welt". Wie passend.
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