längste Zeit, dass ich mich mal wieder melde... Letzte Woche hat Carmen mich besucht und wir haben eine coole Woche in Oslo verbracht. Vielleicht ging es euch ja auch schon mal so: Wenn ihr alleine in einer neuen Stadt seid und dann zum ersten Mal besucht werdet, erlebt ihr die Stadt noch mal auf eine ganz andere Art, quasi durch die Brille des Besuchers. Dann kommt man irgendwie nochmal an. Ist es auch ein gutes Gefühl, wenn dem Besucher die Stadt gefällt - dann fühlt man sich gleich noch viel wohler ;-)
Das Wetter in Oslo ist, wie schon öfter erwähnt, sehr unbeständig – selbst bei Sonnenschein geht man selten ohne Regenjacke im Rucksack länger nach draußen. So unzuverlässig wie das Wetter ist aber auch die Wettervorhersage: Es gibt drei lokale Internetseiten, die teilweise sogar über spezielle Funktionen verfügen, die das Wetter auf die Stunde genau an bestimmten Tagen anzeigen kann. Kann – denn zutreffend ist sie selten. Jede der drei Seiten sagt interessanterweise auch anderes Wetter voraus.
Für die ganze Woche, in der Carmen da war, wurde sowohl einige Zeit vorher als auch kurz vorher noch fast ausschließlich Regen gemeldet. Tatsächlich war es aber die ganze Woche über schön (so was ist kein Zufall…) und wir konnten viel unternehmen: Wanderung durch Oslos Waldreservat, Grillen auf Fjordinseln und (darf nicht fehlen) erkunden der Osloer Shoppingmeilen. Am Hafen wurde vor einigen Jahren etwa ein neuer Stadtteil (Akerbrygge) gebaut, der überwiegend aus einer hypermodernen Shopping- und Flaniermeile sowie unzähligen Cafés, Restaurants und Bars besteht. Ist echt super da – und ohne Carmen würde ich das nicht kennen. Ein Highlight war auch unser Elch-Eintopf (elgrytte), den wir nach Spezialrezept meiner Sprachlehrerin Astrid zubereitet haben. Eine Auswahl an Fotos könnt ihr hier sehen.
Ansonsten fängt morgen ganz offiziell die Uni bei mir an und freue mich wirklich schon sehr, mir eifrig alle Bücher anzuschaffen. Das sind richtige Schnäppchen in Norwegen: Allein für meinen Norwegischkurs kostet das läppische 150 Euro. Reader, die man in Deutschland hinterher geworfen bekommt, kosten hier ca. 80 Euro (bei selber Seitenanzahl!), hinzu kommen noch Bücher, die man sich selbst anschaffen muss. Pro Kurs kann man also locker flockig mit 200 Euro rechnen. In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Gruppenarbeit…;-) Im Laufe der Woche gibt es dann einen ausführlichen Bericht über die Uni!
Noch etwas hat sich in der Zwischenzeit erübrigt: Meine WG ist nun mit Semesterbeginn komplett. Wir sind jetzt zwei Deutsche, ein Kandier und, ganz neu hinzugekommen, zwei Vietnamesen (der Norweger war nur den Sommer über da, ist jetzt wieder weg). Für alle, die noch nie mit zwei Vietnamesen in einer 5er-WG zusammengewohnt haben, hier ein Kurzüberblick: 3-5 Mal am Tag wird gekocht, das erste Mal ca. 7.30 Uhr – Vietnamesen essen nur warm und kochen nur frische Zutaten. Essen allgemein ist eine Art Staatsakt, dauert nie unter einer Stunde (exklusive kochen) und gerne zusammen mit Freunden. Die Küche, vorher nur sporadisch besucht, ist nun mittlerweile fest in vietnamesischer Hand und mitunter 5 Stunden am Tag Zentrum regen Treibens. Insofern hat sich das WG-Leben zugegeben doch ein wenig verändert. Fremde Kulturen kennen lernen, Völkerverständigung, interkultureller Austausch – in unserer Küche alles brühwarm serviert…
Eine der lustigsten Dinge der letzten Wochen hat sich ereignet, als der Kanadier Jake sich in unserer „Großküche“ (Größe ist genauso klein geblieben, nur doppelte Anzahl an Leuten…) mitten ins vietnamesische Kochritual hinein eiskalt eine Tiefkühlpizza in den Ofen geschoben hat. Wer sich immer schon mal gefragt hat, was ein Kulturschock ist – bitteschön.
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